Zu den Sandsteinkuhlen nach Gildehaus
Unsere Radwanderung zu den Sandsteinbrüchen in Gildehaus starteten wir gewohnt an derAlten Kirchschule. Dann ging es über den Zebelinger Esch in Richtung Quendorf und dann unterhalb des Isterbergs weiter nach Wengsel. Dort fuhren wir auf der Dorfstraße durch die Gemeinde Isterberg bis zum Bromhaar, den wir bis zur Fahlstiege folgten. Auf der Fahlstiege radelten wir dann bis zum Nordhorner Weg bis zur Straße „Auf den Kuhlen“. Der folgten wir bis zum Romberg, wo wir am Geologischen Freilichtmuseum eine Rast einlegten.
Am Romberg liegt auch die letzte Kuhle, in der in Gildehaus noch Sandstein gebrochen wird. Es empfiehlt sich den kleinen Weg oberhalb des Steinbruch abzuwandern. Der ist stellenweise sehr eng und auch ein wenig holprig, so dass man diesen Weg besser zu Fuß meistert. Entweder die Räder am Freilichtmuseum abstellen, oder schieben. Rund um den Romberg sind noch weitere ehemalige Kuhlen, in dene früher Sandstein gebrochen wurde, zu entdecken.
Gildehaus durchfuhren wir dieses Mal nur an seiner Nordseite. Über die Straße „Am Nordhang“ und den kleinen und engen Weg „Düstere Stiege“ gelangten wir auf dem Gildehauser Weg nach Bad Bentheim. Vorbei am Haus/Gut Langen, dessen Herrenhaus wegen des dichten Bewuchs von der Straße aus nur zu erahnen war. Ebenfalls auf der linken Seite passierten wir ein wenig später das ehemalige „Pool“ (Heute Hotel-Restaurant Tonino), das auf eine lange Geschichte als Schankwirtschaft und Herberge zurückblicken kann. Wer will, findet rechter Hand ein kleines Cafè, wo man sich bei einem Eis oder Kaffee und Kuchen ein wenig stärken kann.
Über die Hilgenstiege und die Deilmannstraße ging es weiter zum Kurbad von Bentheim. Von dort aus gelangten wir quer durch die Bentheimer Wald über den „Schlängelpad“ und den Badweg zurück nach Schüttorf. Die Rastmöglichkeit Beim Waldbauern haben wir dieses Mal nicht in Anspruch genommen.
Diese Radtour dauerte inkl. Pausen, Besichtigung des geologischen Freilichtmuseums und Wanderung rund um den Steinbruch am Romberg ca. 3 Stunden. Wir fuhren dabei ca. 27 Kilometer.
Tourbeschreibung:
https://www.komoot.de/tour/1211451724
Foto Sandsteinbruch (Hintergrund):
Gewild, Steinbruch am Romberg 2022d, CC BY-SA 4.0
Alle andere Fotos: Fotos: Hans-Dieter Schrader, Heimatverein Samtgemeinde Schüttorf e.V.
Karte: komoot
Das Geologische Freilichtmuseum
ist den Natursteinen der Welt gewidmet. An über 50 Exponaten mit 16 Steinarten vorbei kann man auf einem Rundgang über 1,4 Milliarden Jahre Erdgeschichte erleben. Vom sehr alten indischen Granit, über den 170 Millionen Jahre alten Marmor der Sorte Bianco Carrara bis zum 30.000 Jahre jungen Travertin, dem Benjamin unter den dort versammelten Steinen. Und natürlich darf bei dieser Show der alten Natursteine der Bentheimer Sandstein nicht fehlen.
Das geologische Freilichtmuseum wurde 2020 frisch renoviert und ist nicht nur für Steinliebhaber ein steinhartes Anschauungs- und and Lernerlebnis, bei dem es bei jedem Exponat heißt: Anfassen erlaubt.. Das Geologische Freilichtmuseum ist durchgängig geöffnet. Es wird kein Eintritt verlangt.
Der Bentheimer Sandstein
war früher eines der wichtigsten Exportgüter der Grafschaft. Er stammte aber nicht nur aus den Sandsteinbrüchen (Kuhlen) in Bentheim, sondern vor allem auch aus Kuhlen in Gildehaus und Suddendorf. In Suddendorf war der Stadt Schüttorf schon im 14. Jahrhundert vom Grafenhaus erlaubt, einen Steinbruch zu betreiben. Er wurde überwiegend für die Bau der Schüttorfer Stadtbefestigung, der Burg Altena und des Rathauses gebraucht. Ein Handel mit dem Sandstein aus der Schüttorfer Kuhle war den Schüttorfer jedoch untersagt. Später erlaubte dasGrafenhaus eine beschiedenen Handel mit sogenannten Bruchsteinen, die vor allem für den Straßenbau verwendet wurden.
Wichtiger für den Sandsteinexport aus der Grafschaft waren in erster Linie die Kuhlen in Gildehaus. Von hier aus gingen die Sandsteine vom Typ Gildehaus überwiegend in den Export nach den Niederlanden, wo sie vor allem für den Bau von herrschaftlichen Gebäuden in den Großen Städten, wie z.B. dem Amsterdamer Rathaus verwendet wurden. Die meisten Sandsteine aus Gildehaus wurden von großen Pferdegespannen bis nach Nordhorn gebracht, wo sie auf flache Vechteschiffe verladen und nach Holland verbracht wurden. Neben den grobbehauenen Sandsteinen für den Bau von Häusern und Kirchen, die zumeist als große Steinquader die Kuhlen verließen, waren auch Taufbecken oder Grabplatten ein Exportschlag. Diese wurden oft direkt an den Kuhlen in Bentheim und Gildehaus von Steinmetzen fertig hergestellt.
Während die Kuhlen fast ausschließlich an Gildehauser und Bentheimer Bürger verpachtet waren, wurden die Lizenzen für den Handel mit Sandsteinen über Jahrhunderte hinweg von den Bentheimer Grafen nahezu ausschließlich an holländische Händler vergeben.
Heute wird der Bentheimer Sandstein nur noch in einer Kuhle am Romberg in Gildehaus gebrochen. Die Steinmetzarbeiten finden dann in Nordhorn statt.
Das Haus Langen
auch Gut Langen genannt, war ursprünglich ein Burgmannensitz der Bentheimer Grafen. Das spätere Burgmannengut war um 1500 herum eine kleine von Gräften umgebene Wasserburg, von der aber heute bis auf Teilstücke der ehemaligen Gräften nichts mehr zu sehen ist. Der damalige Burgplatz hatte eine Größe von 750 qm. Die gesamte von Gräften umgebene Burganlage hatte eine Fläche von rund 25.000 qm
Das Haus Langen wechselte im Laufe der Jahrhunderte mehrfach den Besitzer, bis es 1761an die Familie von Elverfeld zu Steinhausen ging. Die ehemaligen Gebäude der Wasserburg verfielen zunehmend oder wurden durch Brand zerstört. Deshalb baute die Familie von Elverfeld zu Beginn des 19. Jahrhunderts ein neues Herrenhaus. Es liegt ein paar hundert Meter südlicher als die ehemalige Wasserburg in unmittelbarer Nähe des heutigen Gildehauser Wegs. Das Herrenhaus sowie das umliegende Grundstück sind nur schwer einsehbar.
Bleibt nun doch die Frage, wie das Haus/Gut Langen zu seinem Namen gekommen ist? Ein Besitzer mit dem Namen „Langen“ ist schließlich nirgendwo urkundlich erwähnt. Letztendlich kann diese Frage nicht eindeutig beantwortet werden. Am naheliegendsten ist wohl die Deutung, dass das Flurstück, auf dem der Burgmannensitz gelegen war, nämlich der Lange Kamp, ihm seinen Namen gegeben hat.
Des Haus/Gut Langen befindet sich in Privatbesitz und ist öffentlich nicht zugänglich.